Unheilsgeschichte

Jetzt komm’n sie wieder aus den Löchern
mit ihrer "Euch-geht´s-zu-gut-Mentalität".
Jetzt traun sie sich mal wieder
die alten Herrn der Wirtschaftskriminalität
und fordern frisch und frech, dynamisch-bieder,
das Volk soll enger schnalln sein ohnehin schon knappes Mieder.

Die Gunst der Stunde nutzend,
grölen sie die alten Lieder
im allgemeinen Globalisierungsfieber.
Begleitet von selbstgefällgem Schnauben,
drehn sie jetzt wieder an den Abwärtsschrauben.

Weintrinkend selbst, verordnen sie uns bittre Säfte,
singen ihr Hohes Lied vom freien Spiel der Kräfte,
in Rekursionen ad perpetuum
ihr abgeschmacktes Evangelium.
Gebetsmühlenartig repetierend die Endlosschleifen
versuchen sie uns einzuseifen.

Uns einzustimmen
auf die schlimmen
Jahre, die da kommen sollen.
Weil sie ihr Kommen wollen,
machen sie uns dumm,
machen sie uns stumm

wie weiland unsern Heiland
das selbsternannte Christentum.

Lieber Karlheinz,
gut geschrieben, dein sozialkritisches Gedicht. Lediglich den Schluss versteh ich nicht. Die Wendung "Weiland versus Heiland" will mir nicht eingehen.
Viele Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling, lieber Thomas,

wenn das wirklich so ankommt beim Leser, dass Christus den andern Herren gleichgesetzt wird, ist etwas schiefgelaufen. Ich wollte das Christentum dafür kritisieren, was sie aus den Lehren Christi gemacht haben, nämlich eine Verdummung!
Bitte schaut es euch nochmal an, ob man das nicht auch so verstehen kann!

Danke für eure Rückmeldungen und liebe Grüße aus Lüli
Karlheinz

Lieber Thomas,

wenn man die letzten Zeilen anders anordnet kommt m.E. folgende Deutung in Betracht:
Sie (die Herren) machen uns dumm und stumm wie das selbsternannte Christentum weiland (einst) unseren Heiland stumm und dumm gemacht hat, soll heißen, sie verbreiten ihren Pseudoheilsweg...

Ist das zu abstrus?

Liebe Grüße
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
ich verstehe das Nicht- bzw. Falschverstehen der letzten beiden Verse nicht, ist doch ganz klar! Oder hast du die "Steine des Anstoßes" bereits gelöscht?
Ich habe beim Lesen ein paar Schwierigkeiten. Nicht, weil ich den Inhalt nicht kapierte, sondern weil ich mit den Versfüßchen ins Stolpern gerate. Das macht aber nix, denn Aussage und Sprache sind bestens gewählt, und sowas erfreut mich .
Dein Gedicht hat mich mal wieder richtig wütend gemacht. Kriegte ich einen dieser Verbrecher in die Finger, ich schlüge ihm die Nase blutig !
Herzliche Grüße,
Heliane.

Liebe Heliane,

nein, ich habe nichts gelöscht, weil ich der Meinung bin, das man das, was in den zwei angehängten Zeilen der Coda angedeutet wird, richtig verstehen kann, dass nämlich in beiden Fällen die Wirklichkeit im Sinne einer Unheilsgeschichte umgedeutet wird. Christus, der versöhnen wollte, wird von der entstehenden Institution Kirche dazu missbraucht, weitere Zwietracht zwischen den Menschen zu säen. In ähnlicher Weise werden die bestehenden, aber anundfürsich lösbaren Probleme dieser Wel von hochdotierten Heilsaposteln im Sinne der herrschenden Eliten umgedeutet.
Formal habe ich in diesem Gedicht, das schon älter ist, nur wenig geglättet, weil es sich um eine agitatorisch aufgeladene, aufgewühlte Anklage im Stil einer Rede handeln soll.

Vielen Dank, dass du hier kommentiert hast und deine Meinung kundgetan hast, so dass ich jetzt nochmal mein Anliegen herausarbeiten kann.

Liebe und herzliche Grüße aus Lüli
Karlheinz

Lieber Karlheinz, dieses Thema macht mich soooo wütend. Selbst wenn der Heiland nicht herhalten muss, bleibt es doch immer das gleiche Muster. Das Gewissen, wenn überhaupt vorhanden, wird über Bord geschmissen. Für die selbsternannte "Elite"= Narzissten - Alles, für die Anderen- Gürtel enger schnallen. Und wenn, dann doch einmal die unvermeidliche Wahrheit ans Licht kommt, macht man einfach den Bock zum Gärtner. Sind wir alle blind oder leiden wir am kollektiven Realitätsverlust. Wieso schaffen es die Menschen nicht hinter die Masken zu sehen, hier ein System zu erkennen. Und bitte jetzt keine Sprüche wie, "uns geht es zu gut". Den Menschen sollte es gut gehen und zwar Allen. Das funktioniert aber nicht in einer narzisstisch vergiffteten Gesellschaft, dazu braucht man Menschen mit Herz und Verstand, mit Mitgefühl.

LG Heike

PS. Vielleicht darf ich an dieser Stelle, die Bücher und Videos, vom Professor für Neurobiologie, Gerald Hüther, speziell (Würde) empfehlen.