Auf den Adern
geigt das Leben
wenn die Ohren
all der Träume
abgeschnitten
Totenstille

Lieber Martin,
es gibt sicher ganz viele Gründe ein Gedicht zu schreiben. Wenn einer davon der ist, dass auch andere sich darauf einen Reim machen sollen, wäre es gut sich vorzustellen, man lese das fertige Gedicht das erste Mal. Dann gelingt einem meist besser mit etwas Abstand dem eigenen Gedicht zu begegnen und ggf. zu bearbeiten.
Ich habe an deinen Zeilen etwas gebastelt, weil ich es zu schwierig für mich fand.

Durch die Adern
fließt das Leben.
Verdeckt im roten
Rauschen manche
Träume
Abgeschnitten

viele Grüße
der Sanderling

Lieber Sanderling,
ich hatte dir bereits etwas geschrieben, aber es nicht abgeschickt. Ich wollte nämlich noch einmal über alles gründlich nachdenken.
Das Gedicht gefällt mir nicht. Ich wollte etwas Konkretes ausdrücken, was ich in diesem Text nicht recht ausgedrückt sehe.
Ich sehe es auch so wie du, dass man Abstand gewinnen muss. Daher lasse ich meine Gedichte immer ein bisschen liegen, aber da ich immer über sie nachdenken muss, bleibe ich festgefahren.

Ich möchte dir meinen 2. Versuch
und viele liebe Grüße schicken!
Martin

LEBENSMELODIE

Auf den Adern
geigt das Leben
wenn die Münder
zugenäht

und die Ohren
all der Träume
abgeschnitten
Totenstille

XxXx

Lebensmelodie

Auf den Adern
geigt das Leben
wenn der Träume
große Mund
zugenäht
und die Ohren
abgeschnitten
Totenstille

Lieber Martin,
den Gedanken genug Raum zu lassen ist doch ein guter Anfang. Sie tun sowieso was sie wollen.
Vielleicht wäre es für dich ja auch denkbar erst einmal, ganz frei vom Trochäus als gewähltem Rhythmus deinen Text zu schreiben, wie er dir in die Gedanken kommt.
Und wenn dir der Inhalt gefällt, und eine Aussage hat, kannst du ja Rhythmisieren und einen Rhythmus wählen den du passend empfindest.

Mein letzter Versuch, in "deinem" Rhythmus und meiner Sinnsortierung.

Auf den Adern
geigen Träume
Münder zugenäht
Ohren taub
vor Totenstille

Danke für alles!
Bei deiner Fassung ist aber die Anzahl der Hebungen verschieden. Das finde ich irritierend.
Ein einfacher Titel, wie z. B. "Fantasie", wäre vielleicht auch passend.

Lebensmelodie

Auf den Adern
geigt das Leben
wenn Alpträume
taktberauscht
auf dem Boden
der Tatsachen
umhertanzen
Totenstille

Lieber Martin123,

also ich weiß nicht recht... die letzte Version scheint mir völlig aus dem Takt geraten zu sein... mindestens zwei Hebungspralle (oder zumindest wirken Worte wie Alpträume, Tatsachen und umhertanzen wie gleichstarke Betonungen xx.) lassen keine harmonische Melodie aufkommen. Wäre der Titel ‚Klang des Lebens‘ oder ‚Lebenskrach‘ dann ja dann könnt ich darin ein sinnvolles Stilmittel erkennen.

Auch frage ich mich wieso Leben auf Adern geigt? Durchströmen, oder an Adern zupfen, mit diesen Bildern könnt ich einig gehen, und das wäre ja auch ein guter Einstieg in die Sinfonie des Lebens.

Bitte verstehe meine Überlegungen nicht falsch, ich versuche das Gedicht nur zu verstehen und in meiner Gedankenwelt wirken zu lassen und das fällt mir sehr schwer bei der letzten Version.

Die erste fand ich da besser, bis auf die Satzverkürzung ‚wenn ... abgeschnitten‘.

Liebe Grüße
Derolli

Hallo! Erst einmal will ich mich für deinen ausführlichen Beitrag bedanken! Ich freue mich sehr, dass du dich mit meinem Text auseinandergesetzt hast. Ich kann mir vorstellen, dass man angesichts meiner vielen Fassungen resigniert.

Das der Rhythmus nicht hinhaut, habe ich beim Schreiben nicht erkannt. Kann ich den Text "Lebenskrach" nennen, so dass die Hebungspralle sinnvoll werden? "Lebenskrach" ist ein sehr schönes Wort, welches gut zum Inhalt passt.

Ich habe mir unter dem "Geigen auf Adern" vorgestellt, dass das Leben uns, während es uns mit einer Melodie einlullt, umbringt. Dieses makabere Bild passt, finde ich, zum Tanz der Alpträume.

Liebe Grüße
Martin

Lieber Marttin123,

nennen kannst du es natürlich wie du willst, ich denke tatsächlich dass es sinnvoller ist von ‚melodie‘ wegzu gehen, weil man damit Harmonie verbinden kann. Wohingegen ‚krach‘ oder auch ‚Getöse des Lebens‘ (was zusätzlich auch eine Anspielung auf das dahinrauschende But in den Adern wäre) eher die Richtung in die da harrenden Schrecken des Lebens vorahnen lässt.

Jetzt weiß übrigens ich auch warum ich das Bild nicht verstehe.

Zitat

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“Geigen auf Adern" vorgestellt, dass das Leben uns, während es uns mit einer Melodie einlullt, umbringt. Dieses makabere Bild passt, finde ich, zum Tanz der Alpträume.

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Meiner Ansicht nach ist es nicht das Leben, sondern höchstens die verlebte Zeit, die dem Verfall als Maßeinheit dienen kann.

Liebe Grüße

Derolli