Im Deutschen ist die Anzahl der Hebungen wichtiger als die Länge des Verses. D.h. mit den unbetonten Silben kann man viel freier umgehen, als mit den betonten, wobei ab 3 unbetonten die mittlere automatisch "gewichtiger" wird.
Umgekehrt muss man, wenn man die Anzahl der Hebungen ändert, sehr vorsichtig mit den unbetonten Silben sein, damit es nicht "prosaisch" klingt.
Hinzu kommt, dass das Verhältnis der Versfüße untereinander das Metrum beeinflusst. Z.B. ist bei "Der Fischer" von Goethe ("Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Ein Fischer saß daran," ) Das Metrum ein Zwischending zwischen x X x X x X x X und x x x X x x x X.
Die Unterscheidung von betonter und unbetonter Silbe ist also nur ein sehr grobes und unzureichende Mittel. Bei genauerer Betrachtung spielt der Zusammenhang zwischen Metrum und Rhythmus (=Phrasierung), welche sich gegenseitig benötigen, die entscheidende Rolle.
P.S.: Ich habe das gerade thesenartig aufgeschrieben, damit es kurz ist, nicht um absolute Wahrheit zu verkünden.
Nee, lieber Thomas, deine Zählerei ist Quatsch, oder hast du dich vertippt? Ganz eindeutig im Jambus mit katalektischen Kadenzen: Das Wasser rauscht, das Wasser schwoll, xXxXxXxX ein Fischer saß daran .. xXxXxX Grüßle .
ich glaube Thomas hat nur die erste Zeile genommen und da unterschiedliche Betonungen ausprobiert. Verstanden habe ich es aber nicht was er sagen wollte. Allerdings meine ich, dass je nach dem, was man in einer bestimmten Situation besonders ausdrücken will, auch die Art der Betonung verändern kann. Gruß, Heidi
ZitatAllerdings meine ich, dass je nach dem, was man in einer bestimmten Situation besonders ausdrücken will, auch die Art der Betonung verändern kann.
Es gibt unendlich viele Strophenformen, an denen wir uns inhaltlich, technisch und sonstwie orientieren können - keine muss verbogen werden! Wenn du bestimmte Situationen "besonders ausdrücken" möchtest, bemühe bitte nicht die Klassiker, verändere möglichst nicht deren kaum zu verbessernde Verse, finde deine eigene Form! Herzlich, Heliane.
ich versuche das mit Goethes "Fischer" nochmals anders zu sagen:
wenn wir ein kleines x mit dem niedrigen Betonungswert 1 identifizieren, eine etwas stärkere Betonung mit dem Wert 2 und eine noch stärkere mit dem Wert 3, welche dem großen X entspricht, haben wir ein 3-wertiges System. Statt x X x X stünde dann 1 3 1 3 und statt x x x X stünde dann 1 1 1 3.
Da von drei unbetonten Silben die mittlere Silbe automatisch etwas Ton bekommt (wie ich sagte), d.h. zwischen x und X ist, können wir dieser im Zahlensystem den Wert 2 geben.
Der Fischer ist also 1 2 1 3 (etwas zwischen x X x X und x x x X).
Nun lest das Gedicht bitte einmal rein jambisch x X x X also 1 3 1 3, es klingt schrecklich.
Dann lest das Gedicht bitte 1 2 1 3. Ihr hört beim lauten Lesen sofort, dass es schön klingt.
Die x-X-Versfüße sind halt nur sehr grobe Muster, mit denen sich oft das Wesentliche nur unzureichend bezeichnen lässt, bzw. nur die gröbsten Unschönheiten markieren lassen.
Goethe (und andere) machen oft solche schönen Dinge, die nicht ins "Muster" passen.
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27.12.2017 09:10 (zuletzt bearbeitet: 11.01.2018 17:11)
Antworten
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Und das kann ja nur Eigenes sein. 
