Schönheit

Auf der Folie des Todes
erscheinet erst die Schönheit schön
ohne Grauen – kein Entzücken
ohne Tiefen – keine Höhn.

Lieber Carlino,
deine "Schönheit" fesselt meine Gedanken. Das Bild der "Folie", als möglicher Sterbeprozess, offenbart eine Ahnung was dannach sein wird? An Schmerz, Verlust, Verweigerung, Erinnerung? Starke Bilder der Polaritäten des Seins.
herzlichen Gruß,
der Sanderling

Lieber Sanderling,

Polarität ist das Stichwort! Ohne den Tod, was immer sich dahinter verbirgt, ist die Schönheit nicht wirklich wahrnehmbar!

Lieber Thomas,

das "e" mag manieriert klingen und das nachgestellte "erst" ebenfalls. Ich finde es jedoch wichtig für den Fluss der Sprache. Deine Version in der gewohnten Abfolge ist mir etwas zu prosaisch.

Vielen herzlichen Dank für Eure Gedanken und viele Grüße aus Lüli
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
hmmm, der erste Vers kommt mir mit seiner "Folie" ziemlich unergründlich daher. Ich verstehe ihn nicht und darum mag ich ihn nicht wirklich .
Die folgenden drei Verse gefallen mir in Sprache, Metrik und Aussage sehr gut.
Über Höhen und Tiefen und unsere Endlichkeit nachzudenken, bringt auf den Teppichn zurück, was keineswegs ein Fehler ist.
Herzliche Grüße,
Heliane.

Liebe Heliane,

Folie meint in gehobener Sprache nicht die Folie, die wir alle kennen und die wir meiden sollten, sondern so etwas wie Hintergrund im übertragenen Sinne!

Zugegeben, das klingt vielleicht etwas abgehoben!

Liebe Grüße von der Müding des Lückebachs in den Kleebach
Karlheinz

Lieber Karlheinz,
ich dachte: „Das kann doch wohl nicht wahr sein, da wirft der Frechdachs mir vor, gehobene Sprache nicht zu verstehen?“
Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen, befragte Wikipedia (meine „klugen“ Bücher geben dazu nichts her) und traute meinen Augen nicht, Zitat:
„… Als ein Ersatzwort für „Hintergrund“ wird Folie der gehobenen Sprache zugeordnet. Wenn es gilt, einer Person oder Sache gedanklich „als Folie zu dienen“, um diese besser herauszuarbeiten oder abzugrenzen, finden sich mitunter Wendungen wie beispielsweise „... vor der Folie des/der ...“.
Auch wenns vom „Blättchen“ von anno Zopf abgeleitet ist, ich mags nicht. Aber du hast Recht, es gehört zur „gehobenen“ Sprache .
Wieder was dazugelernt .
Herzliche Grüße,
Heliane.

Liebe Heliane,

um Schönheit wahrzunehmen und zu beurteilen bedarf es ebenfalls einiger Kenntnisse. Nur zu sagen, das gefällt mir oder das gefällt mir nicht, reicht zwar im Alltag, reicht aber nicht aus, um zu erklären, warum etwas als schön wahrgenommen wird. Grundlage aller ästhetischen Urteile ist letztlich der Unterschied zwischen Tod und Leben.
Ein unmodernes Thema, ich weiß, und daher hab ich es auch unmodern formuliert.

Ich danke Dir für Deine Meinung und vor allem dafür dass Du mir bewusst gemacht hast, dass "Folie" nicht sofort verstanden wird

Herzliche Grüße aus Lüli, wo es, obwohl es fast jeden Tag nach Regen aussieht, seit Wochen nicht geregnet hat
Karlheinz

Lieber Karlheinz, was für ein toller Ausdruck "Auf der Folie des Todes" , deine Gedanken zum Thema Schönheit gefallen mir gut. Da habe ich auch noch etwas gefunden zu diesem Thema.

Tod und Schönheit sind zwei hohe Dinge, die gleich
viel Schatten und Licht enthalten, sodaß man sie für
zwei Schwestern halten könnte, gleich schrecklich
und furchtbar, erfüllt von demselben Rätsel und
demselben Geheimnis.

Aphorismus von Victor Marie Hugo


LG Heike