Verinnerung

Umschließend hält der Amme Hand,
den angegilbten Fotoband.
Die Bilder leben nur durch sie,
sind Pfeiler fahler Phantasie.

Die Namen - keiner kennt sie mehr!
Ein blasses Rechteck mahnt wie sehr
die Zeit, selbst jene Lieben raubt,
die sie im Buch verankert glaubt.

Ob Krankheit, Hunger oder Mord,
die Söhne bleiben ewig fort.
Gevatter Hein hat sie beehrt,
nicht einer ist zurückgekehrt.

Ihr Schicksal wird dasselbe sein:
sie klebt ein letztes Lächeln ein,
das Album rutscht ihr in den Schoß
und reißt sich samt dem Dasein los.

Lieber Olli,
schön, dich mal wieder zu lesen .
Ich fang mal mit einer kleinen Kritik an:

Zitat

---

Gevatter Hein hat sie beehrt,

---

Ich weiß nicht, ob es eine Ehre ist, vom Gevatter geholt zu werden, begehrt nicht der Gevatter eher seine Opfer?
S4 V1: dasselbe (klein und zusammen).

Dein Gedicht fließt ganz leise und äußerst stimmungsvoll, ist sehr schön formuliert. Das Bild ist deutlich, traurig und ausweglos. Es erinnert mich an ein Gemälde von Käthe Kollwitz.
Ein sehr schönes Gedicht, das wieder mal in die Zeit passt und von allen gelesen werden sollte, die nicht aufhören können, Kriege zu führen.
Herzliche Grüße,
Heliane.

Liebe Medusa,

"daselbe" werde ich sofort korrigieren.

Gevatter Hein ist doch ein Euphemismus, gerade wenn es um Folgen von Leid durch Menschenhand geht, mag man ihn auch als Erlösung betrachten. Du hast natürlich Recht das Bild des dürstenden Todes ist geläufiger - ich denke da nochmal in Ruhe drüber nach.

Danke für deine super Kritik und deine aufbauenden Worte

Liebe Grüße

Derolli

Lieber Oli,

ich kann Heliane in der Beschreibung des Eindrucks, den das Gedicht auf sie gemacht hat nur zustimmen.
Es liegt eine deutliche Traurigkeit in den Versen und Du hast durch den Bezug auf die Amme einen interessanten Gegenpart hereingebrach. Sehr schön geschrieben.

Herzliche Grüße,
Heidi

Liebe Klatschmohn,

danke für deine wohltuenden Worte. Ja, der Gegenpart von Leben geben und nehmen liegt manchmal doch eng beisammen.

Liebe Grüße

Derolli

Lieber Thomas,

es ist erstaunlich, die dritte Strophe wirkt nicht nur fremd sie ist es auch, denn sie ist ein Einschub, ein Nachtrag. Das Gedicht war fertig, aber es fehlte mir die Erklärung zum Vergessen der Kinder, da sie doch länger bleiben müssten, als ihre Amme selbst.

Also gut intensiver machen - ich bin wieder am arbeiten daran.

Ihr alle habt recht, gevatter Hein muss anders rüber kommen, ich dachte die Lösung mit dem gnadevollen, menschlichsten Erscheinungsbild wäre ein guter Ansatz .... da muss ich nochmal ran.

Danke für das sehr starke Feedback

Liebe Grüße

Derolli