Wie jedes Jahr um diese Zeit
wird’s weihnachtlich schon im Oktober.
Gebäck und allerlei Zinnober,
das liegt schon lange griffbereit

in den Geschäften aus zu Hauf.
Es füllt sich der Terminkalender,
und spätestens dann im November
der erste Weihnachtseinkaufsrausch.

Doch in mir ist’s noch nicht so weit.
Mir widerstrebt vorschnelles Leben.
Ich will mich lieber ruhig geben,
geduldig abwartend die Zeit.

Ein Sterneleuchten, hell und klar,
hab ich als Erstes wahrgenommen.
So will mein Weihnachten nun kommen:
Ganz inniglich, still, wunderbar.

© Sanssouci

Lieber Sanssouci,

sehr hübsch und passend ist hier der umarmende Reim, leider sind ein paar Hebungen nicht gelungen:
Wie jedes Jahr um diese Zeit
wird’s weihnachtlich schon im Oktober. im betont?
Gebäck und allerlei Zinnober,
das liegt schon lange griffbereit

in den Geschäften aus zu Hauf. Wunderschöner Zeilensprung!
Es füllt sich der Terminkalender, der betont?
und spätestens dann im November Daktylus
der erste Weihnachtseinkaufsrausch. Schön, dieses "Endloswort"

Doch in mir ist’s noch nicht so weit.Hebungsprall, dadurch schlechter Lesefluss
Mir widerstrebt vorschnelles Leben. Hebungsprall und Daktylus
Ich will mich lieber ruhig geben,
geduldig abwartend die Zeit. Für meine Lesart schlecht formuliert

Ein Sterneleuchten, hell und klar,
hab ich als Erstes wahrgenommen.
So will mein Weihnachten nun kommen:
Ganz inniglich, still, wunderbar.*

*alternativ:
Bedeutsam, heilig, ewig wahr. Dieser Vers gefällt mir besser, da stimmt die Metrik

Recht haste: Da sind noch goldene Herbsttage mit 40°C und es liegen bereits die ersten Marzipankartoffeln im Regal. Ich komme jedes Jahr ins Schleudern, mir vermiest es die Vorfreude und immer wieder muss ich an die geldgeilen Geschäftsleute bzw. deren Auftraggeber denken.
Schön, dass du ein erstes, stimmungsvolles Sternenleuchten gesehen hast - hier hängen dicke Wolken am Himmel .

Dein Gedicht passt gut zur Adventzeit. Das Thema überzeugt mich, die Umsetzung nicht wirklich. Ein wenig Feilerei täte deinem Werk gut.

Ich habe es sehr gerne gelesen und mich damit beschäftigt.
Herzliche Grüße,
Medusa.

Lieber Sanssouci,
Du bringst es auf den Punkt. Die ungehobelte Dreistiigkeit, wie einem Weihnachten ins Gesicht gerubbelt wird, kann einem nachhaltig alle Freude daran vermiesen.
Gelungen beschrieben.
Zum Handwerklichen möchte ich Dir ein paar 'geistliche Schubser' hierlassen:

Z1 und 2 sind mir bzgl Logik zu verdreht ausgedrückt.
Vllt:
Wie jedes Jahr zur Spätherbstzeit
wirds weihnachtlich - schon im Oktober.
Der Bindestrich erzwingt eine Lesepause, welches das, was danach folgt, mM nach einen Tick spritziger, prägnanter rüberkommen lässt. Das ist hier durchaus angebracht, denn die lapidare nächste Aussage 'Gebäck und allerlei Zinnober' ist ja mit feiner Ironie gewürzt.

Zu dem von Medusa schon belobigten Zeilensprung möchte ich auch applaudieren. Sehr schön.
Am nächten Kritikpunkt störe ich mich nicht.
Doch in mir ists noch nicht so weit. So lese ich es und in dieser Betonung liegt die Aussage des
Satzes. Was und wer rundum alles schon so weit ist, kümmert das LI nicht.

'Mir widerstrebt vorschnelles Leben'... da hab ich auch Probleme. Nicht nur mit dem Lesefluss, auch der Sinn ist nicht klar genug herausgearbeitet. Was hat man sich unter einem 'vorschnellen Leben' vorzustellen?
Nicht das Gelbe vom Ei, aber eine klitzeklein bessere Formulierung wäre:
Mir widerstrebt zu schnelles Leben... oder Mir widerstrebt das schnelle Leben.
Die beste Lösung wäre, ein neues Adjektiv zu finden:
Mir widerstrebt das Xx Leben. Oder:
Mir widerstrebt xXx Leben..... Oder: Mir widerstrebt das Hektikleben.

geduldig abwartend die Zeit... ziemlich unprickelnd. Vllt fällt Dir da was Passenderes ein.
und stell die Uhr nach meiner Zeit....
denn meine Uhr tickt meine Zeit...
denn meine Uhr zeigt meine Zeit...
auf meiner Uhr tickt meine Zeit...
oder sowas in dieser Richtung.

Für die letzte Zeile hast Du eine Alternative angeboten und hier stürze ich mich sofort auf das 'bedeutsam'.
Das sollte mM nach unbedingt rein.

Bedeutsam, still und wunderbar... gefällt mir am besten.
'Ewig wahr' mag ich nicht, denn ob all die 'Weihnachtsmärchen' jemals wahr waren, bezweifle ich. Der, der sie gerne wahrhaben möchte, dem steht es ja frei, daran zu glauben.

Wunderbar passt gut hier. Jeder hat seine individuelle Auffassung von 'wunderbar' und soll/wird sein Weihnachtsfest dementsprechend gestalten.

Sehr gerne gelesen und besenft.

GLG vorweihnachtliche Grüße von Lailany

.

Liebe Medusa, liebe Lailany, hallo Ferdi!

Ich bin 1. überrascht ob der ausführlichen Beschäftigung mit meinem Werk. Aussagekraft scheint es ja zu haben und eure mehr oder weniger versteckten Belobigungen nehme ich sehr gerne zur Kenntnis. Auch für die konstruktive Kritik und die Alternativvorschläge (in Bezug auf Metrik, Inhalt, Wortwahl, Form) bedanke ich mich. Ebenso für das hinterlassene Grundsätzliches von dir, Ferdi.
2. bin ich überrascht ob eurer metrischen "Schwierigkeiten". Für meine Lesart liest sich das Allermeiste zumindest flüssig, trotz unterschiedlicher Hebungen, Hebungsprall und Daktylus. Und Ferdi bestätigt ja auch in seiner Analyse, dass Einiges zwar ungewöhnlich, jedoch machbar ist. Inhaltlich beziehe ich mit der Formulierung "um diese Zeit" schon eine weitaus größere Zeitspanne mit ein, die dann eben auch schon mal bis in den Oktober (zurück-)reichen kann.
Ich zeige mal auf, wie ich betonen würde:

Wie jedes Jahr um diese Zeit x X x X x X x X
wird’s weihnachtlich schon im Oktober. x X x x X x x X x
Gebäck und allerlei Zinnober, x X x X x X x X x
das liegt schon lange griffbereit x X x X x X x X

in den Geschäften aus zu Hauf. x x x X x X x X
Es füllt sich der Terminkalender, x X x x x X x X x
und spätestens dann im November x X x X x x x X x
der erste Weihnachtseinkaufsrausch. x X x X x X x X

Doch in mir ist’s noch nicht so weit. x X x X x X x X
Mir widerstrebt vorschnelles Leben. x X x x X x x X x
Ich will mich lieber ruhig geben, x X x X x X x X x
geduldig abwarten(d) die Zeit. x X x X x x x X

Ein Sterneleuchten, hell und klar, x X x X x X x X
hab ich als Erstes wahrgenommen. x X x X x X x X x
So will mein Weihnachten nun kommen: X X x X x x x X x
Bedeutsam, still und wunderbar. x X x X x X x X

Über S 3, Z 1 denke ich noch nach (Ferdis Kritik der Einsilber und Bauwörter), vielleicht gibt es ja noch eine Idee von außen?!
Und über das Vorschnelle in S3, Z 2 (Lailanys Überlegungen für ein separates Adjektiv) wird auch noch nachgedacht. (evtl. "zu rasches Leben"?).
Gut finde ich hingegen aus Bedeutsam, heilig, eweig wahr versus Ganz inniglich, still, wunderbar eine Kombination zu schalten: Bedeutsam, still und wunderbar (danke Lailany!).
Noch eine Frage bzgl. S 3, Z 4: abwartend oder abwarten ?? Was ist hier sinnvoller?

Ich bedanke mich noch einmal für die Ausführlichkeit eurer Rückmeldungen und wünsche erst einmal frohe Weihnachten in alle Richtungen.

Sorgenfreie Grüße von Sanssouci

Lieber Sanssouci,
geduldig abwartend und geduldig abwarten: beides ist nicht falsch, nur so grauslich formuliert.
Wenn Du Dich davon nicht trennen möchtest, ist 'geduldig abwarten' mM nach das kleinere Übel.
HG von Lailany

Ich habe nochmal überarbeitet und die S3 ganz neu geschrieben:

Wie jedes Jahr wird’s vor der Zeit
schon weihnachtlich, meist im Oktober.
Gebäck und allerlei Zinnober,
das liegt schon lange griffbereit

in den Geschäften aus zu Hauf.
Es füllt sich der Terminkalender,
und spätestens dann im November
der erste Weihnachtseinkaufsrausch.

Wo bleibt denn die Besinnlichkeit?
Mir widerstrebt Konsumgebaren.
Ich will es lieber ruhig haben,
vermeiden Hektik, Chaos, Streit.

Ein Sterneleuchten, hell und klar,
hab ich als Erstes wahrgenommen.
So will mein Weihnachten nun kommen:
Bedeutsam, still und wunderbar.

Besser so?

Lieber Sanssouci,

deine Überarbeitung ist dir gut gelungen, dein Gedicht klingt jetzt viel runder.
Aber, wie es manchmal halt so ist, fallen mir erst jetzt noch Winzigkeiten auf, die du vielleicht noch ändern könntest - dann wäre es (für mich!) perfekt:

Zitat von Sanssouci im Beitrag #7

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Ich habe nochmal überarbeitet und die S3 ganz neu geschrieben:

Wie jedes Jahr wird’s vor der Zeit
schon weihnachtlich, meist im Oktober.
Gebäck und allerlei Zinnober,
das liegt schon lange griffbereit Den Artikel im Auftakt mag ich überhaupt nicht. Was hälst du davon, mit ".....liegt lange ....." zu beginnen?

in den Geschäften aus zu Hauf. Auch wenn ich den Zeilensprung in meinem ersten Kommentar gelobt habe: Es sind zwei betonte Silben im Auftakt, das passt nicht wirklich. Dies ließe sich vielleicht mit "im Supermarkt ......" ändern?
Es füllt sich der Terminkalender, Artikel haben etwas Starres im Gedicht. Darum hier mein Vorschlag: "Es füllen sich Terminkalender"
und spätestens dann im November Hier wechselst du das Metrum, mir gefällt es nicht - vielleicht mit "sogleich" o.Ä. beginnen?
der erste Weihnachtseinkaufsrausch.

Wo bleibt denn die Besinnlichkeit? Wieder ein unschöner Artikel, einen Ausweg habe ich nicht parat.
Mir widerstrebt Konsumgebaren.
Ich will es lieber ruhig haben,
vermeiden Hektik, Chaos, Streit. Ich würde das 'n' bei "vermeide(n)" weg lassen.

Ein Sterneleuchten, hell und klar,
hab ich als Erstes wahrgenommen.
So will mein Weihnachten nun kommen:
Bedeutsam, still und wunderbar.

Besser so?

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