Die Bestie


Auch nach siebzig Jahren
Uns geschenkter Freiheiten
Sitzt es tief in uns. - Auch im
Christlichen Abendland passiert es wieder,
Hat sich die Engstirnigkeit immer noch verfangen,
Wandelt auf blutigen Spuren, lässt denken und schreit.
Ist dabei zu verdrängen, zu beschönigen, zu prahlen, zu hassen.
Tödliche Taten verwehen niemals aus dem Weltenbewusstsein. Sie bleiben!
Zahm wurde im Menschen die Bestie nie. Versuche niemals sie aufzuwecken.


Gedenken zum 27.01.1945

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Liebe Klatschmohn,

lieber Eremit,

also einiges von dem was E. da sagt ist wohl wahr aber in mindestens zwei Punkten muss ich wiedersprechen - der Mensch ist eine Bestie, genau wie Haie, Bären, Tiger, Klapperschlangen, Vapiere und Werwölfe und die haben sich ja auch noch nicht selbst ausgelöscht -

Zitat

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Wäre der Mensch an sich eine Bestie, hätte er sich längst schon selbst ausgerottet, da er nicht gesellschaftsfähig wär.

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Das kann also nicht stimmen, zumindest ist es kein Beweis dafür, dass Menschen keine Bestien sind, ich denke eher es gibt lediglich löbliche Ausnahmen, die aber meist von den Bestien in Stücke gerissen werden.

und das hier

Zitat

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Zitat von Klatschmohn: "Tödliche Taten verjähren nie im Weltenbewusstsein!"


Da bin ich mir nicht sicher. Wer redet heute noch von Napoleons Raubzügen durch Europa?

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kann nicht dein Ernst sein - was ist denn das Weltenbewußtsein? Wenn einem etwas bewußt ist, dann weiß man davon - eigentlich kennt niemand eine "Tödliche Tat" die aus dem Weltenbewußtsein geschwunden ist, sonst wäre sie ja noch dort - das ist doch der Haken. Also lieber Eremit, da muss ich Einspruch erheben - aber das ist ja nicht weiter schlimm, denn wer hört schon auf mich.

Ich muss das Gedicht jetzt nochmals lesen, denn ich habe jetzt gelernt, dass in den Gedichten vom Klatschmohn mehr drinnen steckt als man auf den ersten Blick vermutet.

Liebe Grüße

Derolli

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Hi Eremit,

natürlich sehe ich, dass der Begriff von dir aufgegriffen wurde. Die Verbindung mit Verjährung bereitet mir wenig Kopfschmerzen, denn ist Weltenbewußtsein Fachbegriff (so wie in Kriegsverbrecher werden angeklagt, weil die Welt die moralische Pflicht dazu hat), dann ist die Nichtverjährung ok, denn Mord verjährt ja nicht. Ist es ein Begriff aus der Gefühlswelt, dann ist "Verjährung" eine Metapher - oder?
Ich weiß was du meinst - das Gedicht wirkt (entschuldige Klatschmohn, wobei ich das nicht falsch finde, denn zu nahe sollte man diesem Greul besser nicht kommen) etwas distanziert, also kommen nicht genügend Gefühle rüber, aber es ist auch nicht so objektiv, dass es als einfache Mahnung durchgeht (wegen dem Begriff Bestie). Aber wenn man bedenkt, dass hier ein recht ordentliches Akrostichon steht, das also auch einen Wink in die Richtung der Mahnung liefert und dadurch ganz klar das Bewußtsein des Lesers mit einschließt, dann ist es doch ein Gedicht, welches eine klare Botschaft vermittelt und das nicht ungeschickt.

Liebe Grüße

Derolli

Liebe Heidi,

es ist ein interessantes Gedicht, dem aber hier auch gute Kommentare zu besserem Verständnis verhelfen.

Zitat

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Uns geschenkter Freiheiten

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Dies ist sicher eine pauschale Aussage, mit der die Freiheit der Meinungsäußerung und die Freiheit der Selbstverwirklichung gemeint sind. Die Freiheit der politischen Entscheidungen unterliegt naturgemäß (Souveränität) Einschränkungen, was nicht immer schlecht sein muss, aber mit der freiheitlichen Selbstbestimmung nicht übereinstimmt. Die Aussage von Eremit über persönliche Freiheit finde ich gut und treffend.

Zitat

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Die uns vor 60 Jahren „geschenkte“ Freiheit gab es nie. Sie wurde nicht geschenkt. Einem Teil der Deutschen wurde lediglich die Möglichkeit geboten, sich die Freiheit zu erarbeiten, zu erkämpfen, was ja auch kein einfacher Prozess war. Für diese Möglichkeit allein ist allerdings durchaus Dankbarkeit geboten, die ich in der Mehrzahl mir bekannter Bundesbürger aus den alten Ländern auch gespürt habe. In Ostdeutschland konnte selbst diese Möglichkeit erst 40 Jahre später erreicht werden.

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Christliche Abendland hat nichts gelernt,

Zitat

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Hat den Faschisnus wieder für sich entdeckt,

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Bei dem Begriff Faschismus bin ich mir nicht ganz sicher und lass mich gern belehren. ich verstehe darunter die Vorgabe von Meinungen mit begleitender Unterdrückung anderer Meinungen, sowie auch Maßnahmen für Nachteile Andersdenkender, gegen Menschen die andere Meinungen haben und verbreiten. Die Gefahr dass Faschismus entsteht geht demnach davon aus, dass sie von Einzelnen oder Gruppen auf Machtstrukturen (Finanzwelt, Wirtschaft, Politik) übergeht.
Faschismus der in Einzelfällen in geringer Form von Machtstrukturen ausgeht wird sich nie ganz ausschließen lassen. Dies muss beachtet und möglichst eingeschränkt werden.

LG Hans

Hallo Zusammen,
erst mal muss ich mich entschuldigen, ich kann wohl nicht rechnen, aber von Euch hats auch keiner gemerkt. Es ist schon siebzig Jahre her und nicht sechzig.

Lieber Eremit,
ehrenwert finde ich mein Gedicht nun nicht gerade. Auschwitz wurde genau vor siebzig Jahren befreit, das heißt, genau am 27.01.1945. Der Anlass hat mich zu dem Akrostichon bewegt.
Doch, ich bin schon der Meinung, dass es eine geschenkte Freiheit war, zumindest für die alten Bundesländer. Es gab auch andere Vorschläge, die zum Glück nicht umgesetzt wurden, aber auch die neuen Bundesländer hatten ein großes Glück. Sie hatten sich zwar die Freiheit erkämpft, aber ohne die Zustimmung der UDSSR wäre das auch ganz schnell in die Hose gegangen.
Die Bestie im Menschen ist gar nicht so schwer hervorzulocken. Man denke an die Versuche wo Studenten für ein Projekt eingeladen und in Häftlinge und Wärter aufgeteilt wurden. Nach kurzer Zeit und auf Anweisung und Befehl, hatten die „Wärter“ kaum noch Skrupel den Häftlingen zu schaden und sie zu quälen.
Ansonsten kann ich mit vielen Deiner Ansichten konform gehen.
Napoleon wird übrigens auch kritisch gesehen in seiner Kriegsführung, aber die systematische und akribische Ausrottung eins Volkes ist schon sehr speziell und wird aus dem Bewusstsein der Menschen nicht mehr wegzudenken sein und ist nicht folgenlos geblieben.
Vielleicht sollt ich den Begriff „ Verjährung“ durch einen anderen Begriff ersetzen. Ich überlege noch.
Danke für Deinen Kommentar,
Liebe Grüße,
Heidi



Lieber Olli,
nein, nein! Bär, Tiger, Schlangen und Haie sind keine Bestien wie sie der Mensch sein kann. Die haben ihr genetisch vorgegebenes Verhalten und erjagen sich ihr Opfer oder verteidigen sich. Den Blutrausch gibt es vielleicht auch, aber das ist nicht mit der kühlen Vernichtungsplanung zu vergleichen, die es im 3. Reich gab, aber auch bei den Attentaten, oder bei den unglaublichen Verbrechen, die jetzt in Nah-Ost passieren.
Nur wir Menschen haben durch die Freiheit des Willens und des Verstandes die Möglichkeit dazu.
Werwölfe und Vampire gibt es übrigens nicht. (Hoffe ich doch).
Die „Verjährung“ werde ich übrigens durch ein anderes Wort auswechseln.
Ansonsten freut es mich, dass Du die Zeilen als ein Akrostichon erkannt hast.
Liebe Grüße,
Heidi


Lieber Hans,
ich denke, dass der Begriff Faschismus schon fest installiert ist. Im Bereich Finanzwelt, Wirtschaft und Politik ist er mir nicht so geläufig, wenngleich ein faschistisches System auch das alles an sich reisst.
Danke für Deinen Kommentar,
Liebe Grüße, Heidi

Liebe Heidi,

Zitat

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ich denke, dass der Begriff Faschismus schon fest installiert ist.

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Unter Faschismus verstehe immer noch ein bestimmtes Verhalten das allgemein (systematisch) wirksam nur von einer Macht ausgehen kann.
Mein Zitat

Zitat

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ich verstehe darunter die Vorgabe von Meinungen mit begleitender Unterdrückung anderer Meinungen, sowie auch Maßnahmen (Gewalt) für Nachteile Andersdenkender, gegen Menschen die andere Meinungen haben und verbreiten.

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Frage: Wie und wo siehst Du den Begriff Faschismus fest installiert?

Zitat

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Im Bereich Finanzwelt, Wirtschaft und Politik ist er mir nicht so geläufig, wenngleich ein faschistisches System auch das alles an sich reisst.

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Solange es in der Finanzwelt, Wirtschaft und Politik keinen Faschismus gibt wird der Faschismus von Einzelnen, Gruppen und Demos immer von der bestehenden Macht und auch von der Mehrheit geächtet bleiben. Faschismus ist auch ein Angriff auf die Freiheit, dieser kann nur allgemein wirksam von Macht ausgehen. Angriffe auf Freiheit müssen schon im Keim bekämpft werden ( Einzelne, Gruppen, Demos). Hier denke ich jedoch, dass solange keine Gewalt in irgendeiner Form ausgeübt wird, immer auch die Freiheit Andersdenkender toleriert werden sollte. Die unerwünschten Freiheiten von gewaltfreien Minderheiten können auch wirksam gewaltfrei bekämpft werden.

Frage: Was und wer kann (in unseren Land) ein für die Mehrheit gefährliches faschistisches System sein?

LG Hans

Hallo Hans,
mag sein, dass ich den Begriff des Faschismus zu eng gefasst habe. Der Begriff geht weiter, als das, was ich aussagen wollte. Deshalb überlege ich grade durch was ich ihn ersetzen kann.
Vielen Dank für Dein Nachhaken.
L.G. Heidi

Liebe Klatschmohn,

ich glaube, dass es eher ungewöhnlich ist den Begriff Faschismus weiter zu spannen.

Liebe Grüße

Derolli

Kann sein, lieber Olli,
aber ich glaube, die jetzige Fassung entspricht mehr meinen Gedanken.
L.G. Heidi

Liebe Heidi,

Zitat

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ich denke, dass der Begriff Faschismus schon fest installiert ist.

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ja, ich denke auch dass der Begriff fest installiert ist. Nach meinem Verständnis habe ich und Eremit noch deutlicher diese Installation aufgezeigt. Du hast dem nicht widersprochen.

Zitat

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mag sein, dass ich den Begriff des Faschismus zu eng gefasst habe.

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Da Du nicht widersprochen hast, nehme ich an, dass Dir Deine irrtümliche Zuordnung bewusst ist.

LG Hans

Hallo Hans,
Lass mir doch meine Interpretation, die muss sich nicht mit Deiner decken. Jedenfalls gibt sehr sehr interessante Deutungen zu dem Begriff zu lesen.
Ich habe ihn raus genommen, weil wir nicht in einem faschistischen Staat leben, es aber dennoch faschistische Denkmuster gibt, die ich eigentlich gemeint habe.
Liebe Grüsse,
Heidi

Liebe Heidi,

jetzt wo Du von Denkmustern sprichst stimme ich mit Dir überein. Faschistische Denkmuster gibt es häufig auch bei uns. Wenn sie an Macht gewinnen, können sie zu Keimzellen von wirksamem Faschismus werden. Dies gilt es zu verhindern oder auch aus Machpositionen zu entfernen. Wir wollen alle hoffen, dass faschistische Machtpositionen erkannt und ausreichend bekämpft werden, damit dieser Schrecken möglichst fern von uns bleibt.

LG Hans

Dito, Hans!
L.G. Heidi