geändert und bearbeitet am 10.11.2015

Metastasen

Ich weine nicht

Ich weine nicht
nicht im Schlaf
nicht am Tag
nicht vor mir

Ich liege wach
und träume doch
Gedanken
Dunst verfangen

Nur die Guten
erreichen mich
das Schlechte
zieht an mir vorbei

Im Rauschen
klingt mein Kinderlachen

Mutter
nimm mir die Tränen
nimm mich an die Hand

Ich bin das nicht
nein
ich nicht
dass kann nicht sein

Lasst mich
weiter träumen
lasst mich los
haltet fest an mir
meinen Schmerz
zu tragen
nicht allein



Nur ein Hauch

Jeder Funke
entfacht die Glut
die Flammen brennen
mir ins Fleisch

Wer kann es sagen
Fragen stehen
hier im Raum

Du bist schuld
ich hasse dich
lasst mich
nicht jetzt
lasst nicht los

Warum ich
ist es eine Strafe



Nebensächlich

Am Fenster
die Gekreuzte
webt an warmen Tagen

Sie braucht ihr Netz
der Fliege
nimmt sie es

In der Kälte fängt sie nichts
es ist ihr Ende

Die Spinne
auch die Fliege
Beide vergehen
eines Tages



Trauerstürme

Eiseskälte lässt mich frieren
gnadenlos

Ein schwerer Sturm zieht auf
und bricht mein Herz
mit harten Schlägen

Mein Seelenleuchten
bleibt verborgen
wolkenschwarze Schatten
nehmen mir die Sicht

Weinen ohne Tränen
ohne Sprache
stumm
getunnelt
ist mein Blick

Verloren
einsam
suche ich
nach Sinn



Loslassen

Die schlimmen Wolken
zogen heute weiter
ein grüner Fink
lässt Leben hoffen
singt Wärme
in mein Herz

Im milden Licht
spüre ich die Wunden
die noch heilen
werden
und die
die immer bleiben

Ich kann noch
lernen
geben
und auch nehmen
um dann
mit Leichtigkeit
zu gehen



Der Weg ins Licht

Mein Weg
er fühlt sich leicht
ich laufe in mein Licht

Neugierig
erwartungsvoll
spüre ich die Stunde

Die Leichtigkeit der Stille
hält mich nicht mehr hier

Um mich weinen
nicht für mich
lasst mich
gehen

LEBT

© Jörg Kellermann 2014

Lieber Jorsch,

ich würde statt "baut" besser webt einsetzen, dass passt besser zur Kreuzspinne, denn sie baut ja nicht .
Weißte was? Ich möchte zu gerne mal ein fröhliches, lustiges, lockeres Gedicht in freier Lyrik lesen! Oder lässt sich das etwa nicht verknüpfen?

Herzliche Grüße,
Heliane.

Hallo Medusa,

also mit der Spinnenarbeit hast Du grundsätzlich recht,
das Gd. reift noch ggf. ändere ich die ganze Aussage noch.

Gerne schreibe ich auch lustige Gd., doch hier sitze ich über
einen 6er Zyklus, über die 5 Phasen nach Kübler-Ross,
Im vorliegenden entsprechend die 3. Phase. Darum trostlos.
Das Thema (be)trifft mich z.Z. wieder intensiv in der Palliativ-
betreuung. Es ist eines der wenigen Gd. die ich über Krankheit
bisher schrieb.

Bin dann erstmal weg, Kletterwochenende! Montag mehr!
Lg Jorsch

Liebe Gärtner,

ich habe heute eine Rohfassung und die Erweiterungen zu nebensächlich angeführt,
ich freue mich auf interessante Rückmeldungen! Nach fast 30 Jahren Tätigkeit, die
immer wieder auch mit dem Sterben und der Begleitung Sterbender geprägt war, habe ich
nun auch den Mut gefunden darüber zu schreiben!
Später sollen die Gd. noch mit überleitenden Texten versehen werden, ggf. weitere Gd.

Lg. Jorsch

lieber Jorsch
ich bin zu tiefst angetan von Deinen Gedichten. Ich kann nicht sagen welches Gedicht mir am besten gefällt. Jedes für sich hat Sinn und spricht seine ureigene Sprache.
Ich denke das Sterben ist ein wichtiges Thema und sollte in der Lyrik nicht fehlen. Es muss nur viel sensibler, behutsamer damit umgegangen werden.

herzlich Ilona

Liebe Ilona,

schön du bist wieder im Garten! Danke für Deine Worte!

Lg. Jorsch