Waldeinsamkeit

Tief, tief im Wald, im dunklen Tann
Am Teiche hört ich´s raunen: Wann?

Im Tümpel dümpelt - trief - die Seele,
Auf dessen Grunde ich mich quäle.
Mit Molch und Nöck im seichten Schlamm
Saug ich sie auf gleich einem Schwamm.

Den Dreiklang - Moll - Schmerz, Herz und Weh,
ich spür ihn pochen bis zum Zeh!
Bin gleich zum Wermut konvertiert,
weil Wehmut uns als Deutsche ziert!

Na lieber Carlimo,

Wenn's denn nur die Wehmut wäre... Und Gott sei dank gibt es ja nicht DEN Deutschen ...

Nöck fand ich schön als Wort... Ich kenn den schildnöck von Michael Ende .

Grüsse auf die Insel.

Anna

Liebe anna.a,

natürlich gibt's Schlimmeres, aber es ist doch eine sehr deutsche Grundstimmung, finde ich! Den Deutschen, da hast Du recht, gibt's zwar sicher nicht, die Mehrheit der Deutschen ist jedoch anfällig, was Waldeinsamkeit und Naturromantik, um nicht zu sagen Kitsch, anbetrifft.

Ich danke Dir fürs Lesen und Kommentieren und grüße Dich aus einer Umgebung, die der deutschen Seele ebenfalls sehr entgegenkommt! Viel Wasser, hoher Berg und Bäume, die an manchen Stellen zum Wald ausarten.

Carlino

Lieber Carlino,

na klar sind wir Deutschen leidensbewusst, und wie! Wie ist es mit den Griechen? Leiden sie auch so gerne?
Ich lese dein Gedicht ganz anders als Anne: Viel eher als einen charmanten Seitenhieb an die Herz-Schmerz-Filme, -Gedichte, -Lieder .....
Damit liege ich doch nicht falsch, oder ?
Dein Gedicht und deinen Kommentar zu lesen, war für mich äußerst vergnüglich!

Bei dir arten Bäume an manchen Stellen zum Wald aus ?
Ich grüße dich herzlich (bist du der Pimpf auf dem Bild?),
Medusa.

Ihr Lieben ,

Gott sei dank bin ich von Down-under... Aussies sind ja eher heiter....

Take the best and forget the rest, I'd say und frage mich gerade, wo fängt lyrischer Kitsch an und wann wird er unerträglich?

Änne

Liebe Medusa, liebe anna a.,

bitte bedenkt, dass Wehmut etwas anderes ist als leidensbewusst oder Lust am Leiden. Wehmut ist ein bitter-süßes Gefühl, das ausgekostet sein will. Der Grieche hingegen beklagt sich gerne voller Selbstmitleid und leidet mit Leidenschaft, vor allem unter sich selbst. Für Wehmut gibt es in vielen Sprachen kein wirkliches Equivalent. Lyrischer Kitsch fängt übrigens da an, wo Triviales nicht durch romantische Ironie gebrochen erscheint. Ab wann Kitsch wirklich unerträglich ist, hängt vom Einzelnen ab, hier gibt es keine allgemeingültigen Aussagen.
Zum Bildchen: Ja, das bin ich im Kindergartenalter, aber Pimpf war ich nie, so alt bin ich nun wirklich noch nicht.

Liebe Grüße und danke Euch beiden

Carlino

Ja, ja lieber carlino ,

Der wehe Mut,
Verweht die Wut
Und tut oft gut.....

Änne

An anna a.:

Das Gegengift gegen Wehmut ist Wermut. Wer sich nicht mit Wermut seiner Wehmut wehrt, der ist auch keinen Whiskey wert. Vae victis...

Carlino

Lieber Carlino,
gestern habe ich mich ganz viel mit H.Heine beschäftigt. Im Zusammenhang mit der Unterdrückung und der Gier der Mächtigen sagte Heine: "Die Deutschen sind ein gemeingefährliches Volk, sie ziehen unerwartet ein Gedicht aus der Tasche und beginnen ein Gespräch über Philosophie." Damußte ich schmunzeln. Ja der Deutsche war schon immer sehr leidenfähig. Und er fühlte sich schon immer dem Erdulden sehr hingezogen.

Ich verstehe so auch Dein spöttisches Gedicht. Und ich finde es soooo passend in der heutigen Zeit

herzlich Ilona

Liebe Ilona,

ja, das hat Heine sehr schön formuliert. Aber dieser Hang zur Wehmut ist eben nicht nur eine Schwäche, sondern auch eine Chance, über sich selbst und die Welt nachzudenken und zu philosophieren. Demut und Wehmut reimen sich eben und das ist auch gut so. Spott ja, aber auch Selbstreflexion!

Herzliche Grüße
Carlino

Sehr recht bemerkt carlino !

Wermut gegen Wehmut habe ich noch nie probiert , aber nun hast du mich inspiriert, ein Gedicht über die Mutformen zu verfassen.... Just wait and see.....

Ann

Hallo Karlheinz,
ich habe es also gelesen und bin amüsiert. Interpretiert habe ich ähnlich wie Madusa.
Das ist natürlich eine ganz andere Perspektive.
Den Kommentaren entnehme ich, dass Du in Griechenland lebst und nicht etwas auf Urlaub bist. Jetzt bin ich erst recht neidisch.
Liebe Grüße!
Galapapa

Lieber Galapapa,

nicht nur gelesen, auch noch kommentiert und aus der Versenkung geholt, danke, lieber Karl-Heinz und Milchpriester (so könnte man nämlich Dein Pseudonym aus dem Griechischen übersetzen)!

Ich lebe nicht permanent in Gr., sondern nur ca. 5 Monate im Jahr, sonst in Hessen und grüße Dich herzlich
Karlheinz

Hallo Karlheinz,
der Name Galapapa hat mit meiner Lebensgefährtin, der Katze Gala, zu tun.
Ich habe ihr die griechische Übersetzung gesagt und sie meinte: "Milchpriester, wie wunderbar!!" Und ich soll Dich grüßen!
Liebe Grüße!
Galapapa

Lieber Karl-Heinz!

Karlheinz lässt amüsiert zurückgrüßen. Auch Mitzos, Psipsina und Telitza lassen unbekannterweise grüßen!

Herzlichst
Karlheinz (Milchpriester von Chora)

Oh, da wollen sich auch Galas Söhne Willi ung Bougi nicht lumpen lassen und schicken ebenfalls Grüße in den warmen Süden!

Lieber Carlino, liebe Anderen,
nicht nur das Gedicht gefällt mir in seiner feinen Ironie ausnehmend gut, sondern auch die angehängten Kommentare, samt den Katzengrüßen. Ein Schmankerln!
Liebe Grüße,
Heidi

Lieber Karl-Heinz,

der Süden ist hier zur Zeit nicht so warm, wie der Norden! Ich hoffe, das wird sich bald ändern! verrückte Klimaverschiebung!

Liebe Heidi,

sehr dankbar bin ich Dir, dass Du die Ironie dieses Gedichtes als fein einstufst! Das ehrt mich!!!

Liebe Grüße Euch beiden von der mattsonntäglichen Insel

Karlheinz