Ein Faden zieht sich durch die Zeit,
wir sehen Buntes an ihm hängen.
In ihm erfüllt sich Möglichkeit,
in ungeahnten großen Mengen.

Gab es die Zukunft schon im Keim,
dort am unendlich langen Faden?
Ein Treffen von gelungnem Reim,
wird Stück für Stück dazugeladen.

Wir fragen wo und fragen wann,
erfüllt sich eine Möglichkeit?
Und kaum ein Frager denkt daran,
wie relativ des Fadens Zeit.

Wie sollte es auch möglich sein,
von diesem Faden abzuweichen,
in fremde Fäden tief hinein,
um neue Farben zu erreichen?

Wir leben alle in Farbzwängen
und können diesen nicht entfliehen,
drum müssen wir uns dort hindrängen
wohin wir mit dem Faden ziehen.

Lieber Hans,

mit aller Geduld, die ich aufbringen konnte und mehrmaligem Lesen, bin ich nicht dahinter gestiegen, was dein lyrisches Ich uns mitteilen möchte.
S1: Wichtige Fäden gibts in der Antike bei Eurydike, bei den Parzen ......., da hängt aber nichts dran. Sie helfen, wie bei Häsel und Gretel die Bröckchen, Labyrinthe zu überwinden, sind manchmal rot, zuweilen seiden, oder sie werden als Lebensfaden einfach durchgeschnitten. Dass sich Möglichkeiten in ungeahnten Mengen in einem Faden erfüllen, habe ich noch nie gelesen. Aktuell hängen bunte Wimpel in Nepal an Seilen, nicht an Fäden.
S2: Klar gabs die Zukunft im Keim! In der "Unendlichen Geschichte". Aber an welchem Faden machst du sie fest? Und warum werden plötzlich 'Reime' dazu geladen?
S3: Erkläre mir bitte 'des Fadens Zeit'. Die Verse 1 bis 3 sind verständlich .
S4: Das Bild der Fäden, von denen nicht abgewichen werden kann und die neue Farben erreichen, ist völlig unverständlich.
S5: Wir leben in Farbzwängen, können ihnen nicht entfliehen und müssen mit den Fäden ziehen? Ach was!

Nee Hans, dieses Gedicht ist, obwohl es technisch perfekt ist und sich gut lesen lässt, für unvorbereitete Leser fast eine Zumutung, weil nicht nachvollziehbar. Dein lyrisches Ich sollte sich besser zurück auf den Boden der Tatsachen begeben. Es hat eine Menge Potential und sollte dieses Talent nicht mit solch kryptischen, dem Reim geschuldeten Versen strapazieren.

Herzliche Grüße,
Medusa.

Lieber Hans,
ich muss mich Medusa anschließen, denn auch ich steige nicht so recht dahinter, was der rote Faden bzw. ggf. die Botschaft deiner Zeilen ist.

Zu S3 V4 jedenfalls ist mir sogleich eine Idee gekommen, schau mal hier:

Wir fragen wo und fragen wann,
erfüllt sich eine Möglichkeit?
Und kaum ein Frager denkt daran,
wie relativ doch ist die Zeit.

Mir ist das Gedicht auch zu kryptisch, wenngleich ich die technische Seite durchaus für vorzeigbar halte.

Alles Liebe von Yette

Liebe Medusa,

unser Zeitfaden verläuft entlang der sich für uns erfüllenden Möglichkeiten, die unendlich verschieden sein können. Die Folgen unserer gelungenen Wahrnehmungen lassen unser Fortschreiten auf unserem Zeitfaden geschehen. Wir fragen nach der Zukunft, doch diese ergibt sich aus der Relativität zur Wahrnehmung von Gegenwart und kommender Gegenwart.
Jede Wahrnehmung ist verschieden und an ein Subjekt gebunden. Die Wahrnehmung anderer Subjekte kann nur ähnlich oder nicht wahrgenommen werden. Unsere Wahrnehmung wird zwanghaft beeinflusst, Wir sind gezwungen kausal zu handeln (unfrei).

LG Hans

Liebe Yette,

die Zeit ist zu vielem relativ. Woran ich dachte ist die Relativität zur Wahrnehmung. (siehe oben).
Zu einem Gedicht sollte sich jeder ein persönliches Verständnis erarbeiten. Mit meinen Erklärungen hoffe ich aureichend Denkanstöße vermittelt zu haben. Danke für das Vorzeigbar.

LG Hans

Lieber Hans,
ich meine schon, dass ich in etwa verstanden habe, was Du damit sagen willst. Bei solchen, sehr speziellen Themen, erreichst Du nur Leser, die sich zuvor schon tief in die Materie eingedacht haben. Was mir nicht so sehr gefällt, sind die Wiederholungen (z.B. Möglichkeit, Möglichkeit, möglich) und die Metrik bei "Farbzwängen". Zudem verwendest Du die Farbe als Metapher für verschiedene Sichtweisen und das wird hier nicht gut deutlich.
Die Idee ist interessant, doch die Verständlichkeit könntest Du nach einer Frist noch einmal prüfen.
Du hast mich zumindest damit angeregt!
LG Ulrich

Lieber Uller Rich,

ja, über die Aussage sollte nachgedacht werden und es freut mich, dass Du es getan hast und ein Verständnis gewinnen konntest. Deine Einwände sind gut, leider sind mir aber keine Alternativen eingefallen. Danke für Deine Mühe.

LG Hans

Hallo Hans
Da muss ich Medusa in allen Punkten beipflichten, denn ich habe mich mit der Materie beschäftigt. Fäden, Buntes, Reime ....... wo soll das eingeordnet werden? In die Zeit? Vergiss es.
Gruß
Levi

Liebe Levi,

wenn ich von Buntem spreche, so ist die eine Metapher für Vielfältiges (große Vielfalt). Dies ergibt sich aus der Spektralanalyse in der jede Farbnuance für eine verschiedene Materie steht.
Der Faden steht für die Richtungsbestimmtheit der Zeit. Der Reim steht hier für die vom Leben gebildete (gereimte) Erweiterung der Gegenwart (Zeitfolge).
Danke für Dein Interesse und Deine Fragen.

LG Hans