Der Klang eines Gedichtes kann sich unabhängig vom Wortsinn einprägen. Er ergibt sich aus wiederkehrenden, gleich klingenden Versstrukturen. Gegensätze bedeuten mangelnde Gestaltung und führen zu sinnferner Wortwahl.
Reime Im Deutschen werden weibliche (klingend) und männliche Reime (stumpf) unterschieden. Beim weiblichen Reim stimmen die reimenden Verse im Vokal der letzten, schwach betonten Silbe(n) und der folgenden Endsilbe(n) (....Xx oder ....Xxx), beim männlichen Reim nur im Vokal und der folgenden, betonten Konsonanz der letzten Silbe überein (....xX, betont) – die Betonungen müssen also übereinstimmen.
Stellung der Reime Auftaktreim: Die ersten Wörter der Verse reimen sich.
Binnenreim: Es reimen sich einzelne oder mehrere Wörter im Versinnern; versübergreifend auch zur Teilung des Verses eingesetzt.
Schlagreim: Zwei gleich klingende (Reim-)Wörter, die innerhalb eines Verses direkt aufeinander treffen; Sonderform des Binnenreims, um Bedeutungsvolles besonders hervorzuheben.
Endreim: Die sich reimenden Wörter stehen am Ende des Verses.
Reimformen Reine Reime: Vollständige Übereinstimmung von Vokalen und Konsonanten. Entscheidend sind Phoneme, nicht Grapheme, es wird also vom Klang, nicht vom Schriftbild ausgegangen.
Unreine Reime: Die Abweichungen entstehen durch verschiedene Vokallängen bzw. -qualitäten (Riff/rief), Verbindung der Vokale mit Umlauten (e, i/ö, ü ) oder der Diphtonge (eu/ei), durch Nichtbeachtung der Härte von Konsonanten (b/p, d/t) sowie bei der Verwechslung stimmhaft/stimmlos und bei s/ß.
Assonanzreime (Halbreime): Es reimen sich lediglich die Vokale der Reimwörter (Büschen/blühen). Vergleichbar mit reinen Reimen, denn sie verstärken den Klangwert des Einzelvokals und verbinden die anklingenden Wörter.
Wortübergänge Hiatus: Treffen zwei Vokale bei zwei unmittelbar aufeinander folgenden Wörtern im Satz oder Vers aufeinander, so entsteht eine Stockung im Versfluss, die in der lyrischen Sprache vermieden werden sollte (sehe ich).
Elision: Um den Hiatus zu umgehen, wird häufig auf den Vokal des voran gehenden Wortes verzichtet (seh ich) und als wenig anerkanntes Stilmittel eingesetzt.
Alliterationen(Stabreime): Der Assonanz vergleichbare Bildung von Wortpaaren mit Übereinstimmungen der Anlaute (Land und Leute). Sie werden als Kunstmittel eingesetzt, um wichtige Wörter zu verbinden und Verse klanglich zu formen, besonders, wenn die Wortanfänge metrisch betont sind.
Konsonantische Wortübergänge: Konsonantenhäufungen bremsen den Versfluss und machen die Sprache hart und rau, selten als Stilmittel eingesetzt.
Onomatopoesie(Klangmalerei): Nachahmung von natürlichen Geräuschen, Lauten und Erscheinungen durch sprachliche Mittel (trapp, trapp; klingelingling .....).
Quelle: Horst J. Frank, ‚Wie interpretiere ich ein Gedicht?’, A. Francke UTB 1639, ISBN 3-8252-1639-X, www.utb.de
Glück ist eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis (Ernest Hemingway)